Laudatio für die Förderpreisträgerin 2017: HELGA ZACHER

 

gehalten im Rahmen des Stiftungsfestes
am Freitag, d. 15. September 2017,

im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau

von Friederike Behrens, stellv.  Vorsitzende im Vorstand der Stiftung Bordenau

 

 

Liebe Gäste,

wir kommen jetzt zum Höhepunkt der Veranstaltung – der Verleihung des Förderpreises.

Seit 1991 wird dieser besondere Preis verliehen. Gesucht wird in diesem Jahr der 27. Preisträger oder die Preisträgerin. Es ist das nach wie vor bestgehüteste Geheimnis in Bordenau. Seien Sie also gespannt.

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Persönlichkeiten ausgezeichnet: Künstler, Akademiker, Promovierte oder Persönlichkeiten mit besonderem Engagement in Bordenau und viele mehr. Da bleibt ja die Frage, ob es immer noch weitere Menschen in unserem Ort gibt, die sich über das normale Maß hinaus für den Ort, für bestimmte kulturelle Projekte oder kollektive Einrichtungen engagieren.

Und das kann ich jetzt schon verraten. Es gibt sie. Auch ganz “normale” Menschen – wir werden sehen.

Die Vergabe des Förderpreises ist zwar mit einem Geldbetrag verbunden. Aber das ist nicht das Ausschlaggebende des Preises. Er ist vielmehr ein Ehrenpreis und soll Menschen in unserem Ort in besonderem Maße würdigen.

Der Förderpreis verschafft Aufmerksamkeit für gelungene Aktionen, für besonderes Engagement, eben für ganz besondere Menschen. Menschen, die es immer geschafft haben, unser Dorf lebens- und liebenswerter zu machen.

Nun aber zu unserem diesjährigen Förderpreisträger.

Was fällt Dir / Ihnen ein, wenn Sie den Namen …  hören?

Dies haben wir kürzlich die Bordenauer gefragt. Dabei hat sich folgendes Umfragebild ergeben:

18-30Jährige nennen folgende Eigenschaften:

  • krass
  • alt
  • fleißig
  • Respekt, was sie noch alles kann
  • nett
  • schlank
  • mischt sich in alles ein

 

30-50Jährige charakterisieren sie so:

  • sie ist emsig
  • sie arbeitet viel
  • sie ist zuverlässig
  • sie sagt ihre Meinung

 

60Jährigen & älteren fällt spontan das ein:

  • sie ist fleißig,
  • hilfsbereit
  • spontan (organisiert auch Beerdigungen)
  • wer sie nicht kennt bemerkt zuerst ihre Kodderschnauze
  • sie muss mitmischen
  • und ist bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Helfen

 

Wie jeder von uns bemerkt hat, geht es um eine Person, die sich im Laufe der Zeit, die sie in Bordenau lebt, einen respektablen Namen gemacht hat.

Im Alter von 4 Jahren ist sie mit ihren Eltern als Flüchtling aus Schlesien nach Bordenau gekommen. Sie ist eine geborene Schilder und hat später noch einen Bruder und eine Schwester bekommen. Für ihre 12 Jahre jüngere Schwester ist sie mehr Mutter als Schwester.

Sie ist ein geselliger Typ und feiert gerne. Ihre zwei Kinder und die viele Arbeit gehören auch heute noch zu ihrem ausgefüllten Leben.

Ihre Schwester berichtet von ihr:

„Wenn jemand etwas benötigt, holt sie es schon.“

„Sie erfüllt und sieht Wünsche, ohne dass einer etwas gesagt hat.“

„Sie ist spontan, hilfsbereit und packt die Sachen an.“

Nur Eines sei schwierig für sie, sagt unsere Informantin:

„Hilfe annehmen ist schwer für meine Schwester.“

Aber was hat sie gearbeitet?

 

Es gibt drei Wirkungskreise, in denen wir sie finden:

  1. Apotheke – Die Reinigungskraft einer Neustädter Apotheke wurde plötzlich krank und konnte vier Wochen nicht mehr arbeiten. Als sie davon erfährt, springt unsere Person für den Monat ein. Jeden Abend für Abend nach Neustadt und zurück. Dank ihrer Hilfe, kann die Person ihren Job behalten.
  2. Beim nächsten Punkt hat sie Dorfgeschichte geschrieben, und schreibt sie immer noch. Mit dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses, das für Feiern, Veranstaltungen und Bürgertreffs genutzt wird, hat sie die Reinigung für innen und außen, die Schlüsselübergabe und den Service übernommen: Saal herrichten, Tische und Stühle stellen, eindecken, servieren, putzen, etc.. Alles was man braucht, damit eine Veranstaltung und Fete auch gelingt.Oft war es so, dass sie von einer eigenen Feier mit ihrer Schwester weggegangen ist, zur DGH- Feier, zwecks „Putzauftrag“, dort noch mitgefeiert hat, und dann die Gesellschaft der Feiernden im DGH mit ihrer Schwester, die immer mitmusste, gemeinsam rausgefegt hat.Ihre Schwester sagt von ihr: „An erster Stelle steht das DGH, dann erst sind eigene Feiern wichtig.“Und da sind sich die beiden Schwestern einig: „Das DGH ist ihr/mein Leben.“

 

Liebe Gäste, Sie wissen sicher längst, von wem ich spreche. Es geht heute um Helga Zacher.

Ein ganz aktuelles Projekt erfordert zurzeit wieder ihr Organisationstalent und ihre Umsicht. Wenn das DGH demnächst in die Umbauphase kommt, soll der Bürgertreff, der jeden Monat im DGH stattfindet, ins Gemeindehaus verlegt werden. Das hat Helga Zacher dort natürlich schon angemeldet, damit der Bürgertreff ja nicht ausfällt.

Was sagt Helga Zacher über sich selbst?

Das DGH ist mein Leben.“

Ich werde verrückt, wenn ich nichts machen kann.“

Und da sind wir bei deinem dritten Wirkungskreis angekommen:

  1. Liebe Helga, du bist die gute Seele von Bordenau! Wo Hilfe bei Menschen notwendig ist, bist du zur Stelle. Du betreust täglich alte oder hilfsbedürftige Leute und unterstützt die Familien. DU betreust sie zu Hause, oder kaufst für sie ein. Machst Besorgungen für sie, auch in Neustadt. Wer dich um Hilfe bittet, wird nicht abgewiesen. DU besuchst Menschen aus Bordenau, die im Krankenhaus liegen. Vom DRK aus gehst du zu den älteren Menschen und gratulierst.

Die Bordenauer sagen über dich, liebe Helga:

„Sie springt mal eben ein, ist dabei sehr patent, beweist ihr großes Herz, schont sich nie und hilft, auch wenn sie dabei gelegentlich über ihre Kräfte gehen muss.“

„Ihre soziale Ader kommt allen denjenigen zu Gute, von denen sie merkt, dass ihre Hilfe nötig ist.“

„Die letzten vier Monate war sie an 5 Tagen der Woche im Hause Höhns beschäftigt. (Das ging dann nicht mehr nur ehrenamtlich, sondern musste natürlich mit der Pflegekasse verrechnet werden.)“

„Nicht lange fragen, einfach da sein und anpacken, das ist Helga Zacher.“

„Auch mal Klartext reden. Das versteht sie notfalls auch.“

„Bescheiden, anspruchslos, verlässlich. So sorgt sie für den sozialen Kit, der unserem Dorf so gut tut.“

Zu Beginn habe ich über Bordenauer erzählt, die gesagt haben: „Helga muss immer mitmischen/ sich einmischen.“

Liebe Helga, für mich bedeutet das, dass du Verantwortung übernimmst, dich einsetzt und hilfst. Um dich zu zitieren, oder anders ausgedrückt, „Helga live“:

Ich werde verrückt, wenn ich nichts machen kann.“

Man muss lernen zu akzeptieren, dass der Körper nicht mehr mitmacht.“

Ich muss dadurch.“

Ein großes Laster, das ich nicht verändern kann: Rauchen.“

Das DGH ist mein Leben.“

Wir alle wünschen uns, dass du noch Kräfte mobilisieren kannst, um noch viel mitzumischen. Aber eines musst du den Bordenauern versprechen: Sei achtsam mit dir, gehe nicht über deine Kräfte, und versuche auch mal Hilfe anzunehmen.

Die Zeiten werden hektischer, unser Leben wird schneller. Auch auf dem platten Land und hier in Bordenau haben wir zunehmend Schwierigkeiten, das Arbeits-  und das Privatleben, also die (neudeutsch gesagt) Lifebalance in ein gesundes und ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Unsere Zeitpläne sind oft so knapp kalkuliert, dass wir bei der kleinsten Störung und Unterbrechung eigentlich schon sofort auf Hilfe angewiesen sind. Aber – woher nehmen und nicht stehlen?

Die Stiftung Bordenau ist der Meinung, dass jemand wie du, liebe Helga, die sich immer wieder spontan und selbstlos so für unsere Dorfbevölkerung einsetzt, jetzt auch endlich einmal den Förderpreis, verdient hat!