Ein Dorf nimmt Abschied von Werner Besier

Über vier Jahrzehnte war er in der Dorfgemeinschaft aktiv und setzte wichtige Impulse

 

Von Patricia Chadde

Bordenau. “Er hat diesen Raum durchforscht“, sagte Pastorin Alida Weinert zum Verhältnis von Werner Besier und Bordenaus Patronatskirche St. Thomas. Seine aktuelle Arbeit am dritten Band des Urkundenbuches zur Kirche konnte der Wahl-Bordenauer Besier nicht mehr vollenden. Sechs Tage vor seinem 78. Geburtstag am 27. Februar erlag Besier einer schweren Krankheit.

Prägende Hinterlassenschaft geschichtlichen Wissens

Über vier Jahrzehnte seines politischen Wirkens als Sozialdemokrat, Mitglied des Scharnhorstkommittees und Mitbegründer der Stiftung Bordenau hinterlassen fundamentale Spuren in der Dorfgemeinschaft. Am Dienstag nahmen seine Witwe Gerda Besier-Reus mit Verwandten, Freunden und Wegbegleitenden in Bordenaus St. Thomas Kirche von einem überdurchschnittlich konstruktiven Menschen Abschied. Er schenkte dem Dorf im Jahr 1989 die Erforschung der Entwicklungsgeschichte dieser Siedlung –im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Besiers Werk: Bordenau Geschichte und Struktur 889-1989, welches pünktlich zu Bordenaus 1100-Jahr-Feier im Jahr 1989 in gedruckter Form erschien, hält grundlegende historische Erkenntnisse fest. Wissenschaftlich fundiert widmete sich Besier der Erdgeschichte, Höfelisten, Schulen und der politischen Verfassung der Gemeinde Bordenau.

Verkaufserlös des „Blauen Buches“ wird zum Stiftungskapital

Darüber hinaus bildete der Verkaufserlös des fundamentalen Geschichtswerkes das finanzielle Fundament der 1990 gegründeten Stiftung Bordenau. Diese verleiht seit ihrer Gründung jährlich einen Förderpreises und lenkt damit die besondere Aufmerksamkeit auf Gruppen und Einzelpersonen, die durch ihr bürgerschaftliches Engagement Gemeinsinn, Kultur und demokratisches Grundverständnis des Ortes stärken.

„Wer mit Werner diskutieren wollte, musste über sehr gute Argumente verfügen“, erinnert sich Gerda Besier-Reus an die Freude ihres Mannes an Dialektik und Dialog. Dass sich die beiden Lehramtsstudenten auf einer Studienfahrt nach Prag kennen lernten, im für Aufklärung bekannt gewordenen Prager Frühling des Jahren 1968, passt zum sozial geprägten Leben des Paares, welches 54 Jahre mit großem persönlichen Engagement für Aufklärung, Bildung und Gerechtigkeit eintrat.

„Geh den Köngsweg im Leben, den Weg der Wahrheit“

Besier, 1944 in Diez an der Lahn geboren, wuchs im ländlichen Hessen auf. „Seine Eltern hatten eine Poststelle im Hausflur“, berichtet Weinert während des Trauergottesdienstes. Nach der Realschule wechselte der Jugendliche zum Gymnasium – das war in seinem Umfeld keine Selbstverständlichkeit. Besiers Studium der Geschichte, Politik, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt/Main, Tübingen, Nottingham (GB) und Northern Illinois (USA) weitete seine Perspektive noch mehr. Sein Interesse an Geschichte verband Besier, der über Kunst und Gesellschaft am Beispiel des jungen Sean O’ Casey promovierte, mit der Ausbildung Jugendlicher. Er unterrichtete an der IGS Garbsen und wechselte später an das Hölty Gymnasium Wunstorf. So war er sich der Haltung und Entwicklung junger Menschen stets bewusst, begleitete ihre Ausbildung und blieb zugleich seinem Konfirmationsspruch lebenslang treu: „Geh den Königsweg im Leben, den Weg der Wahrheit.“

Dr. Werner Besier